45 Jahre stationäre Altenhilfe der Caritas in Peißenberg - "Hier sind wir daheim"
Peißenberg, 07.2019 (pca). Wer Kaffeetrinker ist, der freut sich, wenn er das Caritas-Seniorenzentrum Peißenberg in der Hans-Böckler-Straße betritt. "Wo Kaffee serviert wird, da ist Anmut, Freundschaft und Fröhlichkeit." Dieser Spruch steht über der Bar im großzügigen Eingangsbereich. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene nutzen von Montag bis Freitag den Mittagstisch. Nachbarn besuchen die Cafeteria an den vier Tagen Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr. Das tun auch die Bewohner des Caritas-Seniorenzentrums. "Wir sind Teil unseres Viertels, wir gehören einfach dazu", freut sich Stephan Schmidt. Er ist der Einrichtungsleiter. Morgen am Freitag kann das Haus gleich zwei Jubiläen feiern. Seit 45 Jahren gibt es in Peißenberg ein Caritas-Seniorenzentrum, seit 10 Jahren steht das jetzige Gebäude. "Und immer galt, hier sind wir daheim, und viele Peißenberger, insbesondere aus unserem Viertel wollen nur hier ihren Lebensabend verbringen", sagt Schmidt.
Er fühlt sich sichtlich wohl dort in dem Haus. Und das hat für ihn einen ganz entscheidenden Grund. "Wir leben hier eine menschlich offene Art, wir gehen aufeinander zu, respektieren einander und wir sind hier Teil des normalen Lebens." Wer das Haus kennenlernen will, weil man für sich oder für einen Angehörigen einen Platz im Seniorenzentrum sucht, den hält er nicht lange bei sich im Büro fest. "Gehen wir auf die Wohngruppen, da ist das Leben." In der Tat sieht man dort und an verschiedenen anderen Sitzgruppen Bewohnerinnen und Bewohner zusammensitzen, sie ratschen, politisieren und "granteln" auch manchmal. "Aber alle fühlen sich hier zuhause."
Vor 45 Jahren, als das alte Caritas-Seniorenzentrum St. Ulrich in der Josef-Hirsch-Straße eingeweiht und bezogen wurde, muss das noch ganz anders gewesen sein. Die meisten Wohnungen waren für rüstige alte Menschen als Wohnheim gebaut worden. Nur im Obergeschoss war eine Pflegestation. Es war damals ein moderner Bau aus Beton mit Appartements. Auch die Architektur der Kapelle sprach eine damals moderne Sprache. Heute sind es andere Gründe, warum alte Menschen in ein Seniorenzentrum ziehen. Sie kommen nach längerer Krankheit und nach einem Krankenhausaufenthalt. Sie brauchen Pflege und können nicht mehr zuhause leben. Das alte Gebäude hätte nie die besonderen Ansprüche der alten Menschen in Bezug auf Barrierefreiheit, die praktischen und gesetzlichen Vorgaben für eine moderne Pflege erfüllen können. Deshalb hatte die die Caritas Anfang der 2000er Jahre beschlossen, ein neues Seniorenzentrum zu bauen.
Peißenberg bekam so ein modernes Seniorenzentrum, das mit seiner Architektur und inneren Gliederung eine menschlich-moderne Pflege ermöglicht. Das Haus, das den Namen des Augsburger Bistumspatrons St. Ulrich trägt, bietet 92 Plätze in drei Wohngruppen verteilt auf das Erdgeschoß und zwei Stockwerke. Im Zentrum sind große Wohnküchen, angegliedert sind Wohnzimmer, die alle entsprechend eingerichtet sind. Zwischendurch stehen kleine Sitzgruppen. "Das Haus ist so angelegt, das kaum einer, der das nicht will, in seinem Zimmer sitzen bleibt. Bei uns ist ständig etwas los - und das nicht nur wegen der Betreuungsangebote mit Spielen, Gedächtnisübungen, Krafttraining und Balanceübungen", erläutert Schmidt. "Das Haus ist menschenfreundlich geplant", beschreibt er die Struktur des Hauses.
Doch allein das macht es nicht aus, was für ihn das Besondere an dem Haus ist. "Wir haben hier eine besondere Dienstgemeinschaft. Es gehören ihr alle an. Alle Pflegekräfte, alle in der Hauswirtschaft zusammen mit allen Bewohnern." Das sind nicht wenige, denn das Seniorenzentrum bietet mit der Wohngruppe im Josef-Lindauer-Haus insgesamt 145 Arbeitsplätze für Vollzeit- und Teilzeitkräfte. Schmidt lobt dabei auch die Reinigungskräfte, die bei uns alle angestellt sind. Sie sprechen von "das ist meine Station", und wer das tue, der bringe sich richtig ein.
Dass dem so ist, das hat für ihn viel mit der Netzwerkarbeit seiner Vorgängerin Claudia Hörbrand zu tun. "Sie hat sehr viel systematisch aufgebaut, das Team geprägt, immer wieder etwas verändert, die Zusammenarbeit mit den Ärzten, den Krankenhäusern, den Gesundheitsbehörden und Sanitätsgeschäften wie auch den Hospizdiensten aufgebaut." Schmidt selbst leitet das Haus erst seit Januar 2017. Eigens hebt er die vier indischen Ordensschwestern hervor. Sie bringen sehr viel mehr mit in unser Haus als nur ihren Frohsinn. Eine Schwester begleitet zum Beispiel Sterbende.
Schmidt und seine Stellvertreterin Lutz wissen, wie schwer es für alte Menschen ist, ihr Zuhause verlassen zu müssen. "Das ist ein massiver Einschnitt." Doch beide beobachten ständig, dass sich der Schmerz bald legt und die neuen Bewohnerinnen und Bewohner sich sehr schnell in das neue Miteinander einleben.
So wollen Schmidt und Lutz zusammen mit allen Verantwortlichen ihres Trägers, die CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH, dem Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg, Dekan Georg Fetsch und vielen Vertretern aus Politik und Gesellschaft, der Ökumenischen Sozialstation Peißenberg, dem Förderverein, der Paula-Lindauer-Stiftung, das feiern, "worauf es ankommt": "Wir feiern die gute Arbeit und das gute Miteinander hier", sagt Schmidt. Vormittags findet das offizielle Programm statt, nachmittags feiert das ganze Haus mit Kaffee und Kuchen, Eis und einem besonderem Gast, einem Feuerschlucker.