„Soziale Landwirtschaft“ will dort einen Ort zum Leben und Arbeiten schaffen, wo Mensch und Natur im Einklang miteinander sind. Am Freitag konnte nun der neue Landwirtschaftsbereich nach knapp zweijähriger Bauzeit eröffnet werden und den kirchlichen Segen erhalten.
Für 6,5 Millionen Euro wurden drei große Landwirtschaftsgebäude in den Hang harmonisch eingefügt. Die Nutztierhaltung - 200 Schweine, 45 Rinder und 600 Legehennen werden dort für die Eigenversorgung gehalten – erfolgt streng nach den Kriterien einer Biolandwirtschaft. Zwei Pferde und zwei Ponys dienen unter anderem dem therapeutischen Reiten, wofür auch die Reithalle gebaut wurde. Dazu gehört auch eine Naturland-Gärtnerei mit drei großen bereits bestehenden Glashäusern. Hinzu kommt der Streichelzoo mit Alpakas, Ziegen und Schafen. Der „Johannes Hof“ bietet heute 40 Klienten und 10 Angestellten einen abwechslungsreichen und naturnahen Arbeitsplatz.
Für Robert Freiberger, den Geschäftsführer der Stiftung, ist der „Johannes Hof“ weit mehr als nur ein wichtiger Bestandteil in der Wertschöpfungskette des Behindertenwerkes. Das Konzept der artgerechten Tierhaltung interessiere die Menschen im Umland. Manche, so erzählte er, prüften auch nach, ob die Schweine wirklich „glücklich“ hier leben könnten. Auf diesem Interesse will Freiberger aufbauen. Lebens- und Arbeitsqualität der beschäftigten Betreuten und der Angestellten sei die eine Seite des Hofes. „Er hat auch als Aufenthaltsort einen hohen Freizeit- und Erlebniswert“, so Freiberger. Deshalb biete die Stiftung schon seit längerem auch Angebote im Rahmen des Ferienprogramms an. „Der Johannes Hof bietet viele Möglichkeiten für inklusive Begegnungen“, schwärmte er. Die Gemeinde und das Umland, da zeigte er sich sicher, werde vom Johannes Hof und seinem Konzept der sozialen Landwirtschaft in mehrfacher Hinsicht profitieren.
Es ist offensichtlich genau dieses Konzept, dass den Freistaat dazu bewogen hat, in Zeiten des Hofsterbens den Bau einer Landwirtschaft mit über 850.000 € zu fördern. „Hier ist es gelungen, sinnstiftende und den Bedürfnissen der anvertrauten Menschen angepasste Arbeitsplätze zu schaffen und die mit einer artgerechten Tierhaltung zu verbinden. Das ist keine leichte Aufgabe“, sagte Ministerialdirigent Burkard Rappl vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Durch die soziale Landwirtschaft sei der „Johannes Hof“ eine Arbeits-, Lebens- und Erlebniswelt sowie eine Begegnungsstätte, die auch dank ihrer Lage in Schweinspoint ein „reizvolles Naherlebnis“ biete.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert sowie der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler waren voll des Lobes in ihren Grußworten. Fackler habe beobachtet, dass der Johannes Hof schon jetzt viele Fans habe. Reichert lobte den ganzheitlichen Aspekt des Landwirtschaftsbereiches. Er böte Selbstverwirklichung und Sinnstiftung durch eine gute Arbeit. Durch den Umgang mit Tieren wachse zudem jeder Mensch in seiner Persönlichkeitsentwicklung. Gleichzeitig lobte er den Vorstand, den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Stiftung Sankt Johannes für ihre „kreative, konstruktive und risikobereite Art und Weise, wie sie sich den Herausforderungen der Zukunft stellen“. Dem konnte sich der stellvertretende Landrat des Landkreises Donau-Ries Reinhold Bittner nur anschließen. „Es ist beeindruckend, was sie hier geschaffen haben.“
Mensch und Natur im Einklang miteinander sind. Das sei das erklärte Ziel gewesen, sagte Domkapitular Prälat Peter C. Manz, Vorsitzender des Stiftungsrates, bevor er gemeinsam mit Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg, der auch Vorsitzender de Stiftungsvorstandes ist, über die Gebäude und die Tiere den Segen sprach. Der Kirche nämlich liege es am Herzen; Mensch und Tier wieder näher zusammen zu bringen und dadurch näher an den Wurzeln des Lebens zu sein. Dass dies hier gelingen kann, dafür waren weitreichende und mutige Entscheidungen nötig gewesen. Der Architekt Rainer Wilhelm hatte sie umsetzen können, weil „die Stiftung sich durch klar strukturierte Entscheidungswege, klare und kluge Strategien und auch dadurch auszeichnet, dass sie weiß, wo sie hinwill“, sagte er vor der Schlüsselübergabe.
Eine neue Lebenswelt mit Sinn und Ausstrahlung
22.07.2015
Herausgeber:Auf dem Kreuz 41
86152 Augsburg