Die Armen gehören in unsere Mitte
Wer arm ist, darf sich Vorhaltungen anhören. „Jammere nicht. Sei froh, Unterstützung zu erhalten. Beklage dich nicht, denn du musst nicht verhungern.“
Heißt also Armut, auf einem Abstellgleis verharren und auf Hilfe warten zu müssen, die von anderen ermöglicht, aber auch vorgegeben wird?
Heißt Armut der Gesellschaft eine Art Würde vorspielen zu müssen, die nur Ergebenheit und Dankbarkeit kennt?
Oder hat der arme Mensch nicht dieselbe Würde wie ein Top-Verdiener unter den Wirtschaftsbossen? Hat er nicht das Recht, Wünsche und Träume zu haben, sich das erfüllen zu können, was die nicht-armen Menschen in einer Gesellschaft sich erfüllen können? Haben die arme Mutter und der arme Vater nicht das Recht darauf, ihren bzw. seinen Kindern Erlebnisse zu verwirklichen, die die Gesellschaft als normal betrachtet?
Armut definiert sich nicht allein dadurch, ob man genügend zu essen, zu trinken oder ob man Kleidung hat. Armut definiert sich durch die Frage, was wir darunter verstehen, dass der Mensch Gottes Geschöpf ist.
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Matthäus 4,4) Das Wort aus Gottes Mund ist das Wort der Liebe, der Barmherzigkeit, der Sorge um das Wohlergehen des Menschen, das Wort, das keinen Unterschied macht, ob reich oder arm.
Die Caritas hilft in diesem Sinn arme Menschen. Sie stellt das Existenzminimum sicher. Die Caritas berät und begleitet so, dass die armen Menschen Wertschätzung und Zuwendung erfahren und so spüren „Ich bin willkommen, ich gehöre dazu!“.
Armut darf nicht heißen „ich gehöre nicht dazu“. Das will Gott nicht. Deshalb will es die Caritas nicht. Deshalb steht die Caritas an der Seite der Armen. Denn die Armen gehören zu uns, mitten in unsere Kirche, mitten in unsere Gesellschaft.