Online-Beratungskompetenz soll zukünftig zur Grundqualifikation gehören
Augsburg, 30.11.2021 (pca). Wie können Berater und Beraterinnen neben herkömmlichen, analogen Beratungsstrukturen, auch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikationsformen nutzen? Und wie ist das praktizierbar? Darüber sprach Ulrike Achmann vom Referat EU-Sozial- und Förderpolitik (ESF) beim Landescaritasverband Bayern bei der 21. Bayerischen Jahrestagung Schuldnerberatung im Haus St. Ulrich, Augsburg. Ein Teil der Teilnehmer/innen aus Verbänden der freien Wohlfahrtspflege hatte sich digital zugeschaltet. Ulrike Achmann stellte das Projekt "Let’s help online" vor, das in seinen Kursen die Berater/innen darin schult, wie sie in ihren Verbänden zusätzliche Kommunikationsformen einführen und dadurch die Qualität der Versorgung von Klienten/innen nachhaltig verbessern können.
Mit einem digitalen Werkzeug - einer Meinungsumfrage unter den Teilnehmern/innen - wurde die
grundsätzliche Bereitschaft, auch digitale Formen in der Beratung einzusetzen, erfragt. Dabei zeigte sich, dass die Berater/innen durchaus die Vorteile einer Online-Beratung schätzen und sich auch die Kompetenz zutrauen, damit zu arbeiten. Das Online-Beratungsangebot mache die Beratung "bunter, komplexer und vielfältiger". Festgestellt wurde aus der bisherigen Erfahrung, dass etwa die Online-Beratung das Verhältnis zwischen Berater/in verändert. Und auch, dass die Online-Beratungskompetenz zukünftig zur Grundqualifikation gehören soll.
Ulrike Achmann stellte die wesentlichen Inhalte der Schulung vor. Zum Stichwort "Kommunikation und Haltung" hob sie etwa die Erkenntnis hervor, dass Beteiligung und Nähe bei digitalen Beratungsformen eine Frage der Haltung und der Kompetenzen der Beteiligten seien. Eine Affinität zu digitalen Beratungsformen sei übrigens "nicht zwingend eine Generationenfrage" - nicht nur jüngere Menschen seien dafür offen, so Ulrike Achmann.
Die jeweiligen Fachbereiche in den Verbänden seien gefragt, herauszuarbeiten, welche Medien für welchen Einsatz bei ihnen in Frage kommen. Wo bringt es tatsächlich Entlastung und Optimierung? Dass auch die entsprechende Technik vorhanden sein muss - auch bei den Klienten/innen - sei ein Schlüsselkriterium. "Führungskräfte müssen sagen: "Wir wollen das", rief Achmann dazu auf.
Welche Medien sind nun, wenn es um die Beratung geht, gemeint? Das könne zunächst einfach das Telefon sein, das man auch über das Vereinbaren eines Beratungstermins hinaus nutzen könne. Das können auch Kontakte per E-Mail oder Video sein. In den Arbeitsunterlagen für die Schulung sind zu jedem Medium die Charakteristika der Beratung genannt, angereichert durch Praxistipps, Arbeits-, und Entscheidungshilfen und Checklisten für Teams.
In die Diskussion im Anschluss an den Vortrag von Ulrike Achmann brachten Berater/innen ihre Erfahrungen, aber auch ihre Fragen ein. So wurde genannt, dass es schwierig sei, Informationen etwa per E-Mail weiter zu geben, wenn die Klienten nicht in der Lage seien, sich schriftlich mitzuteilen. Andere Teilnehmer berichteten, dass ein Online-Portal für die Ratsuchenden oft das Einstiegsportal sei. Gezeigt habe sich etwa auch, dass digitale Beratungen vor allem dann gut sind, wenn zwischen Beratern und Klienten schon ein gewisses Vertrauensverhältnis gewachsen ist. "Für uns ist es ein absolut wichtiges Tool", so einer der Teilnehmer.
Zum Abschluss wandte sich Ulrike Achmann an die Zuhörer/innen mit einem leidenschaftlichen Plädoyer: "Man soll uns auch im Netz finden können". (Text: Gerlinde Knoller)